Die Kronwacht war zwar keineswegs ein wärmerer Landstrich, aber in Tornhaim schien alles von Feuchtigkeit durchsetzt zu sein. Von oben prasselte der Regen wieder unablässig auf die Holzschindeln von Gut Birkenhain.
Eickhart saß allein in seiner Halle und wünschte sich ein klein wenig, in Mitraspera geblieben zu sein.
Aber dort hatte er nichts Neues über seinen Bruder erfahren. Keine Spur, keine Zeugen.
Es war vergebliche Mühe gewesen; und er hatte schon zu viel Zeit damit verbracht und die Aufgaben im neuen Lehen des Freiherrn vernachlässigt. Zum Glück war auf Vogt Odo Verlass. Er regelte dort alles so, wie Eickhart es getan hätte.
Wieder zurück in Birkenhain fühlte er sich besser. Er spürte, dass hier etwas geschehen würde, dass es hier neue Spuren geben würde. Er war angespannt; voller Tatendrang, aber ohne Ziel. Noch - wenn alles lief, wie erhofft, würde er sein Ziel bald kennen.
Wenn nur der Regen nicht wäre! Vor Tagen hatte er die versprochene Hilfe aus Dros Rock schon erwartet. Aber die Wege waren teils unpassierbar, überschwemmt und im Morast versunken. Würde sich dieser Magier überhaupt bei so einem Wetter auf den Weg machen?
Würde er sich nicht lieber in einer trockenen Kammer in seine Studien und Bücher vertiefen? Andererseits hatte Eickhart diesen Aiden auch schon ganz anders erlebt: zielstrebig, fast unaufhaltsam. Und noch nie hatte man gehört, er würde seinen Herrn oder seine Freunde im Stich lassen!
Trotzdem, auch einen Magier seines Rufes würden die schlechten Wege aufhalten.
Somit war es Eickhart, der nun Ablenkung bei Tinte und Papier suchte. Beides war auf der langen Tafel ausgebreitet. Nervös schritt er auf und ab. Seine tintenverschmierten Fingern malten rhythmisch Bögen in die Luft, während seine Lippen halblaute Worte formten.
Er wirkte unzufrieden; die Worte wollten sich nicht bändigen lassen. Und sein Geist driftete regelmäßig wieder ab.
"Eschtor, wo steckst du?" murmelte Eickhart mit verhärtetem Gesicht.
Dann blickte er mit einer Mischung aus Verzweiflung und Hoffnung zur Tür.