Tornhaim

Trutzig wie ein Turm!

Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe




Kunde & Besuch aus anderen Landen

Re: Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe

Beitragvon Eickhart » Mo 9. Mai 2016, 12:27

Dieser nickte bedächtig. Er hatte den Ausführungen des Magiers sorgsam gelauscht.
"Wahrlich, an Ärger mit der Scola Scire hatte ich gar nicht gedacht! Gut, dass du schon einen Die.., Diss.., ein Gespräch mit Kemur geführt hast!"
Dann erhob er sich, wandte sich um und sprach im Gehen weiter:
"Meinen Stammbaum und eine Karte kann ich dir gleich geben. Ich habe sie irgendwo hier..."
Er hatte eine kleine Truhe in der Ecke erreicht und begann, darin herumzuwühlen.
Als er mit einer auf Leinen gezeichneten Karte und einem großen, gefalteten Dokument zurückkam, sprach er weiter.
"Mit der Blutsache hast du wohl auch Recht. Aber wie gesagt, wir werden ungestört sein."
Er nahm wieder Platz und schob Aiden die Karte und das Dokument, vermutlich ein Stammbaum, zu.
"Nur ein wenig Blut, das sagtest du doch, nicht wahr? Also nichts, wo noch ein Heiler zugegen sein müsste?"
Er meinte diese Frage ganz offensichtlich sehr ernst. Aiden war hoch angesehen in Dros Rock und darüber hinaus. Allerdings war Eickhart auch zu Ohren gekommen, dass der Magier pragmatisch und nicht sehr zimperlich vorzugehen pflegte.

Aiden verwies nochmals auf seine Ausführungen und machte Eickhart klar, dass es sich um ein paar Tropfen Blut handeln würde. Eben genauso, wie er es bereits zuvor erklärt hatte.

Eickhart war beruhigt und auch dankbar für Aidens Verständnis. Es musste für Magier sehr anstrengend sein, einen Eichenwaller, besonders einen Tornhaimer, von den Vorzügen der Magie zu überzeugen.

"Eine Anekdote über mich und meinen Bruder..." sinnierte Eickhart, als er sich Wein nachschenkte.

"Am meisten verbindet uns wohl mein Versagen in jungen Jahren."
Er lächelte schwermütig.

"Eschtor ist ein paar Jahre älter. Als Erstgeborenem oblag es natürlich immer schon ihm, die Familienehre zu mehren und später in die Stiefel unseres Vaters zu steigen. Samt Sporen versteht sich.
Während er schon Knappe in Eichenwall war, folgte ich ihm als Page. Mir war wohl bewusst, dass mich kein Ritterschlag erwarten würde und alle Augen und Hoffnungen auf Eschtor ruhten. Und mit dem gebührenden Ernst nahm ich daher meine Pflichten am Hofe des Markgrafen wahr!" Er lachte verhalten, ganz so, als kämen ihm peinliche Lausbub-Geschichten in den Sinn.
"Eschtor sorgte schon immer dafür, dass ich unbehelligt blieb, wenn ich was ausgefressen hatte.
Als wir schon junge Männer waren (oder meinten, es zu sein), kam ich dahinter, wann und wo sich die Müllerstochter zum Baden hinbegab.
Oh, war das eine Frau! Langes, rotgelben schimmerndes Haar! Ein paar Sommersprossen um die Nase und mit einem Busen... Ah, ich schweife ab und will dich damit nicht langweilen.
Zumindest war sie sehr reinlich, wie es einer ehrbaren Frau zusteht. Mehrmals die Woche ging sie zum Baden. Und ich folgte mit höflichem Abstand und passte auf, dass sie keiner belästigte oder beglotzte!
Da sie nicht dumm war, sie wusste von manchen Dingen viel mehr als ich, hatte sie mich natürlich bemerkt. Und fürsorglich, wie sie war, machte sie auch aus mir einen reinlichen Menschen.
Es gestaltete sich nur leider sehr schwer, reinlich und pflichtbewusst zur gleichen Zeit zu sein.
Somit blieben viele meiner Aufgaben unerledigt. Zuerst holte ich sie am späten Abend nach. Das war jedoch auf Dauer sehr ermüdend, wie ich feststellte.
Dann fing ich an, die Knechte dafür zu bezahlen, mir das ein oder andere abzunehmen. Eschtor konnte ich nicht bitten, der hatte selbst genug zu tun und musste schon andauernd Geschichten erfinden, warum ich nicht auffindbar war.
Nur hat man ja als Jüngling leider nicht so viel Geld, um ein Heer fleißiger Knechte zu entlohnen. Somit begann ich, zufällige Treffen zwischen meinem Bruder und einer jungen Köchin zu arrangieren. Die beiden wurden nicht so reinlich wie die Müllerstochter und ich, aber es entwickelte sich eine Vorliebe für Heuschober."

Genüsslich nahm Eickhart noch einen Schluck von dem Wein.
Manchmal redete er gerne und viel. Besonders nach etwas Wein.

"Nun denn, kurz gesagt, so kam ich zeitweilig an einen Schlüssel für die Gesinde-Küche.
Dort boten sich mir überzählige Vorräte, vor allem fette Würste und reifer Käse, dar.
Damit ließen sich die stets hungrigen Knechte bezahlen.
Nach wenigen Wochen fielen allerdings die dezimierten Vorräte auf. Der erste Verdacht fiel dann natürlich auf den bekannten Tunichtgut, also auf mich!
Trotz meiner Versprechen, nichts damit zu tun zu haben, drohte mir eine harte Prügelstrafe.
Auch stand zu befürchten, dass einer der Knechte vielleicht das Maul aufmachte. Und wenn all das nicht gereicht hätte, wäre es bestimmt am Ende noch der Müller gewesen, der mich totgeprügelt hätte.
Oder mein Vater. Der hätte mich ins Leben zurückgeprügelt, nur, um mir dann nochmal eine Abreibung zu verpassen.
Bevor es aber so weit kam, gestand mein Bruder seine Schuld ein. Die anstrengenden Übungen als Knappe hätten ihn so hungrig gemacht, dass er in seiner Not und Scham heimlich die Vorräte geplündert habe.

Und das beste an der Geschichte: die haben's ihm wirklich geglaubt! Das ging soweit, dass er danach immer einen besonders großen Teller voll Essen erhielt!
Gut, er hat vor aller Augen ne saftige Ohrfeige bekommen und wurde ne zeitlang "Scheunentor" genannt. Weil da soviel reinging, wie durch ein.. , du verstehst schon?!"

Ein weiterer Schluck Wein; das Glas war fast wieder leer.

"Die Sache mit der Köchin und der Mülletstochter hatte sich natürlich erledigt.
Und zukünftig blieben ein paar Arbeiten, die Eschtor erledigen musste, an mir hängen. Aber das erschien mir gerecht. Ich war ihm ja was schuldig.
Da er die zusätzlichen Würste, die unsere Mutter eigentlich ihm heimlich schickte, nicht erhielt, konnte ich davon die Knechte bezahlen. Die "tilgten" dann wiederum meine Schuld bei Eschtor."

Das Glas wurde geleert.

"Brauchst du mehr?
Ich könnte noch ein paar ähnliche Geschichten erzählen - streng vertraulich, natürlich!"
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Re: Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe

Beitragvon Aiden ui'Thallwyn » Mi 18. Mai 2016, 21:32

Den Blick auf das Dokument gerichtet, dass nun vor ihm lag, lauschte der Magus der Geschichte währed er sich nachdenklich mit einem Finger an die Lippen tippte. Als Eickhart schließlich seine Frage an ihn richtete, blickte der Angesprochene erstmals auf und zog eine Augenbraue leicht hoch, um mit ernstem Blick zu erwiedern,

"Nicht besonders reinlich und ein wenig verfressen. Ja, ich denke ich konnte mir schon ein recht gutes Bild machen."

Der ernste Ausdruck wurde schnell von einem Schmunzeln abgelöst und Aiden beeilte sich zu ergänzen,

"Ich scherze natürlich. Eine schöne Anekdote und insbesondere wertvoll, da sie eure enge Bindung unterstreicht. Tatsächlich scheint Eschtor über einige ausgeprägte Charaktereigenschaften zu verfügen, die mir sehr dienlich sein werden dabei den richtigen Realtiostrang auszuwählen.
Es ist ja schließlich nicht so, dass von deinem Blute nur ein einziger Realtiostrang abginge. Vielmehr ist die Anzahl mannigfaltig wie ihre Stärken und Charakteristika es sein werden. Nicht, dass ich am Ende dem falschen Strang folge und dir den Weg zu einer Müllerin mit rotgoldenenem Haar weise. Das wäre vermutlich nicht sonderlich schlimm aber letztlich nicht zielführend in dieser Angelegenheit. Wie dem auch sei. Dies alles...", damit schloss der Magier mit einer Geste auch das vor ihm liegende Dokument ein, "sollte mir helfen eine relativ sichere magische Suche nach deinem Bruder durchführen zu können."

In einem Zug leerte er den Glaskelch, stellte diesen sorgsam auf den Tisch und erhob sich. Mit geübten Handgriffen rollte er den Stammbaum der Eichenwallers zusammen und meinte,

"Den werde ich heute Abend noch ein wenig studieren. Die Karte benötigen wir tatsächlich erst am morgigen Tage im Zuge des Rituals. Wenn es genehm ist, würde ich mich dann für heute zurückziehen um letzte Vorbereitungen zu treffen und mich für morgen auszuruhen."
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Re: Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe

Beitragvon Eickhart » Do 19. Mai 2016, 17:45

Mit zustimmendem Nicken erhob sich auch Eickhart.

"Ein weiser Vorschlag - auch ich will mich zur Ruhe begeben. Für heute Nacht stelle ich dir meine Kammer zur Verfügung."

Er wies höflich auf eine der hinteren Türen.

"Ich wünsche eine geruhsame Nacht!"


Somit senkte sich die Nacht über das beschauliche Birkenhain.
Der Himmel war so klar, wie seit Tagen nicht mehr. Er offenbarte ein Meer aus Sternen; Symbole für verstorbene Helden, die zur Wacht über die Welt am Firmament aufziehen.
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Re: Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe

Beitragvon Eickhart » Do 7. Jul 2016, 23:06

...dennoch blieb der erholsame Schlaf fern von Eickhart.

Schwer lasteten düstere Gedanken und flüchtige Hoffnungen auf ihm.
Sollte es misslingen oder die folgende Fehde schlecht für ihn ausgehen, würde er viel, vielleicht alles, verlieren.
Und selbst bei einem guten Ende hätte er sich ein paar mächtige Feinde gemacht. Außerdem stünde er in der Schuld des Jarls; und in Aidens Schuld! Es war nie gut, einem Magier etwas schuldig zu sein!

In dieser Nacht erwachte er oft, von kaltem Schweiß umhüllt.

Irgendwann aber, da war er sicher, musste der Morgen kommen. Und dann gäbe es kein Zurück mehr...
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Re: Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe

Beitragvon Aiden ui'Thallwyn » Mo 18. Jul 2016, 16:06

Und so sicher wie auf den Tag die Nacht folgt, so sicher kam auch der Morgen. Auch wenn er langsam kam, in ein Schlafgewand aus Nebel gehüllt und mit kühlen Fingern sich den Weg ertastend. Das erste Licht dieses neuen Tages kletterte langsam am Herrenhaus hinauf, erklomm eine Fensterbank und lugte durch einen schmalen Spalt zwischen den Läden ins Innere.

Ganz im Sinne des Sprichwortes "Nutze den Tag", war der Magister bereits leise dabei ein großes Tuch auf dem Boden auszubreiten, dass sicherlich fast vier Rechtschritt einnahm. Dabei trug er lediglich eine weiße Robe über einer schwarzen langen Tunika. Auf dem blauen Stoff waren in Schwarz ein fünfzackiger Stern sowie ein Runenkreis aufgebracht. Sorgsam strich Aiden das Tuch glatt und platzierte dann in regelmäßigen Abständen geschliffene Kristalle. Zu guter Letzt stellte er ein kleines kupfernes Gefäß innerhalb des Kreises ab und ging hinüber zu einem Tisch.
Auf dem Tisch lag ein kleines Buch sowie eine schmale Ledermappe. Letztere öffnete der Hofmagus und blätterte durch einige wenige einzelne Blatt Papier auf denen neben normalen auch arkane Schriftzeichen und fremdartige Symbole zu sehen waren. Sorgfältig suchte Aiden drei Blätter heraus und legte sie behutsam auf das danebenliegende Buch.
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Re: Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe

Beitragvon Eickhart » Do 21. Jul 2016, 20:18

Nicht, dass er ihn nicht schon vorher bemerkt hätte, aber erst auf das kräftige Räuspern hin, wandte sich Aiden zu Eickhart um.
Der Hausherr trug lediglich ein leinenes Unterhemd zu seinem paar Wollhosen. Unter der schief sitzenden Bundhaube lugten zerzauste Haare hervor.

In seinen Händen hielt er dampfende Becher. Der Geruch verriet einen minzlastigen Kräutertee.
Mit einem müden Lächeln hob er einen Becher in Aidens Richtung.

"Guten Morgen." sagte er knapp. Aiden spürte die Anspannung, die in der Stimme lag.
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Re: Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe

Beitragvon Aiden ui'Thallwyn » Fr 22. Jul 2016, 09:33

"Einen Götter gesegneten guten Morgen, Eickhart."
strahlte der Hofmagus, der offenbar eher von beschwingter Laune war und nun die Nase ein wenig lupfte und prüfend die Luft einsog.
"Rieche ich da Minze? Hervorragend. Dann gönnen wir uns noch kurz einen Schluck stärkendes Gebräu und wollen sodann beginnen. Keine Sorge, wenn ich wir sage, meine ich eigentlich nur mich, denn ein Zutun deinerseits ist ausser ein par Tropfen Blut eigentlich gar nicht weiter erforderlich."

Aiden verkürzte die Distanz zwischen sich und dem Hausherrn mit wenigen Schritten und nahm ihm dankbar einen Becher ab. Auf dem Weg zurück zum Tisch nahm er kleine vorsichtige Schlucke, um sich nicht zu verbrennen, stellte den Becher schließlich auf den Tisch während er mit den Gedanken schon wieder andernorts zu sein schien. Über die Karte gebeugt studierte er das umliegende Gebiet um Birkenhain herum und schien sich einzelne Details einzuprägen. Schließlich blickte er erneut auf, um Eickhart anzusehen.

"Noch letzte Fragen, bevor ich beginne?". Aiden schmunzelte leicht, als er das Gesicht des Hausherrn betrachtete, in dem deutlich zu lesen war, dass dieser nervös ob der Tatsache war, dass Magie in seinem Haus gewirkt werden würde, noch nervöser vermutlich aber, ob des Ausgangs des Unterfangens.
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Re: Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe

Beitragvon Eickhart » Fr 22. Jul 2016, 15:22

"Keine Fragen mehr - ab hier lege ich mein Leben und das meines Bruders in deine Hände."
Er nahm einen kräftigen Schluck vom heißen Tee.
Das Brennen an Gaumen und Zunge und danach in Hals und Magen, ließ ihn das Gesicht verziehen. Aber es war gut. Es zeigte, dass der Morgen echt war.

"Sag mir einfach, was ich zu tun habe."
Schicksalsergeben nahm er auf einer Bank Platz.
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Re: Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe

Beitragvon Aiden ui'Thallwyn » Sa 23. Jul 2016, 13:05

"Ah hmm... so dramatisch müssen wir eigentlich nicht werden, aber wenn du möchtest kann ich noch ein wenig Hokuspokus und Feuerwerk in das Ritual einbauen, damit es dem Anlaß entsprechend aufregender wird und auch für das Auge etwas geboten wird..."

Aiden ging zu dem ausgebreiteten Tuch und legte das Buch und die Zettel ab und nahm das kleine Kupfergefäß auf. Dan zückte er eine Nadel und ging zu Eickhart hinüber.

"Nur ein kleiner Stich in den Finger und wenige Tropfen Blut dürften genügen," sagte der Magus hob die Nadel auf seine Augenhöhe und sprach "Digitus Ignis" Die Nadel fing kurzfristig an zu glühen kühlte aber schnell wieder ab, als Aiden sie durch die Luft wedelte. "Das habe ich von meiner Frau gelernt. Erhitzen verbrennt den Dreck, damit man keinen Wundbrand bekommen kann. Oder so." Dann stach er den Hausherrn in den dargebotenen Finger und drückte ein zwei Tropfen Blut in das Kupfergefäß.

Das eigentliche Ritual war relativ unspektakulär auch wenn es dem Magister Schweiß auf die Stirn zauberte. Zuerst hatte er eines der vorbereiteten Blatt Papier genommen und den Kreis abgeschritten, während er etwas von dem Blatt vorlas. Als er geändet hatte, flammte das Blatt Papier in seiner Hand bläulich auf und verbrannte in einer kleinen Stichflamme.
Dann hatte er einen Kristall genommen und mit wenigen fremdartigen und doch inzwischen recht typischen Worten den Bereich über dem Tuch untersucht, wobei er zwischendurch in die Luft gegriffen hatte und Dinge, die für ein mondänes Auge nicht fassbar waren, zwischen seinen Fingern zerrieben hatte. Als er zufrieden gewesen war mit seiner Arbeit hatte er sich bequem in den Kreis gesetzt einen spezielle Dolch auf das Kupfergefäß mit dem Blut gelegt und nach einem weiteren Blatt Papier gegriffen.
Dieses Blatt Papier war in sprühenden Funken in Flammen aufgegangen, nachdem der Magus die Zeilen darauf laut intonierend vorgelesen hatte. Eine Hand hatte er dabei zur Faust geballt, dann hatte er mit der anderen von der geballten Faust immer wieder zu dem Gefäß mit dem Blut gestrichen und dabei weitere Worte der Macht gesprochen. Es hatte eine Weile gedauert, während dessen der Magier zwischendurch filigrane Handbewegungen gemacht hatte, als habe er mehrere Fäden sortier, während er sie gleichzeitg in der Hand gehalten hatte. Schließlich hatte der Dolch, der auf dem Kupfergefäß lag, angefangen zu zucken und sich leicht zu drehen. Aiden war langsam der Schweiß ausgebrochen und er hatte die Augen vor Konzentration zusammengekniffen und eine Weile einfach nur so da gesessen. Schließlich hatte der Dolch sich eingependelt und verharrte. Der Magus war aufgestanden und hatte seine Arme in eben jener Richtung ausgestreckt und hatte erneut Worte der Macht formuliert. Eine Zeitlang war nicht viel geschehen, ausser, dass die Stimme des Hofmagus eindringlicher aber auch immer erschöpfter geworden war. Dann schließlich hatte er einen Arm fallen lassen, sich neu konzentriert und scheinbar mit einem letzten Willensakt beendet, was er begonnen hatte.

Jetzt wischte Aiden sich die Stirn ab, griff nach dem dritten Blatt Papier und las die Zeilen vor, die auf dem Zettel geschrieben waren. Mit roter Flamme verpuffte der Zettel. Aiden blickte um sich und nickte scheinbar zufrieden. Erleichtert seufzte er.
"So geschafft. Jetzt die Karte."

Mit wenigen Schritten, wenngleich der eine oder andere auch etwas unsicher wirkte erreichte Aiden den Tisch auf dem die Karte lag. Seine finger strichen suchend über die Zeichnung, bis er schließlich auf einen bestimmten Punkt auf der Karte tippte. Eigentlich war dort nichts besonderes eingezeichnet. Keine Burg, kein Gehöft eben kein Gebäude, in dem man jemanden klassischer Weise festhalten würde.

"Ich konnte die Verbindung zwischen dir und deinem Bruder über das Blut nachverfolgen. Glücklicherweise ist Blut ein guter Träger für eine derartige Verbindung. Wahre Blutsbande eben. Leider ist das Ritual äußerst anstrengend für große Distanzen und so konnte ich ihn nicht endgültig finden. Ich habe mich sehr darauf konzentriert so nah wie möglich an ihn heran zu kommen und kann dir daher über seinen Zustand nur sagen, dass er derzeit am Leben ist.", der Magus tippte erneut auf den Punkt auf der Karte, "hier etwa war ich mit meiner Kraft am Ende. Ich bin mir aber sicher, dass es in fortlaufender Richtung nur mehr eine geringe Deviation geben dürfte und auch war ich ihm schon sehr Nahe. Mehr als einen halben Tagesmarsch kann es von da aus nicht mehr weiter sein."

Zwei Augenpaare folgten einer gedachten Linie vom Herrenhaus in Birkenhain über den angezeigten Punkt hinaus, um zu sehen was da wohl in Frage käme...
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Re: Gut Birkenhain - Hoffen auf Hilfe

Beitragvon Eickhart » Di 26. Jul 2016, 18:43

...und dann blieben ihre Blicke an einer kleinen, eingezeichneten Furt hängen. Direkt daneben war ein Turm abgebildet.

"Altenfurt.", entfuhr es Eickhart mit heiserer Stimme im Flüsterton; fast so, als würde er eine Prophezeiung von sich geben.
"Wohl eine ertragreiche Furt. Der Freiherr Denderus hat sie kürzlich der Familie von Tieffurt zu Lehen gegeben.
Es wurde schon gemunkelt, was dahinter steckt... Der alte Verwalter, bisher Denderus treu ergeben, wurde auch von den Tieffurts übernommen."

Er trat nun dicht an die Karte heran und legte einen Finger an eben dieser Stelle darauf.

"Vielleicht hat das den alten Tieffurt dazu bewegt, eine seiner Töchter dem Arnulf von Grenzficht zur Frau zu geben."
Mehr Feststellung als Vermutung lag in Eickharts Stimme.

Nun mit klarem, kühlen Blick und direkt an Aiden gewandt: "Somit hat Denderus hintenrum eine gute Partie für den bisher unbedeutenden Grenzficht erkauft. Dieser erledigt für ihn die Drecksarbeit und darf wohl augenscheinlich das Opfer seiner Machenschaften, meinen Bruder, auf Tieffurts Land verbergen!"

Seine Stimme war lauter geworden.

"Verwandtschaft über die väterliche Linie." stellte er dann nüchtern fest.
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